tagebuch

22

H.

Irgendwann hat er meine Hand genommen. Die Finger vorsichtig zur Faust gebogen und mir gesagt, ich solle zudrücken, so fest ich nur kann. Um zu zeigen, welcher Kraft es bedurft hatte, die verkrampften Hände der Toten zu öffnen. In der Hoffnung, darin ein Stückchen Brot zu finden gegen den Hunger seit Wochen.

H. ist in München geboren und wuchs mit seinen fünf Geschwistern in Giesing auf, wo der Vater seit den dreißiger Jahren ein Fuhrunternehmen betrieb. Am frühen Morgen des 8. März 1943 wurde die Familie von der Gestapo verhaftet und wenige Tage später deportiert. H. ist Sinto, er überlebte Auschwitz, Ravensbrück, Mauthausen, Bergen-Belsen.

50 Jahre lang konnte er nicht über die Greuel sprechen, die ihm angetan wurden und über das, was er als Neunjähriger mitansehen musste. Nicht mit den Geschwistern, den Eltern, der eigenen Famile. Vor zehn Jahren hat er damit bgonnen. Anfangs zögerlich, immer in der Angst, wieder diffamiert und ausgegrenzt zu werden. Ihm selbst hilft das Sprechen nicht. Jedes öffentliche Auftreten ruft andere, verschüttete Erinnerungen wach und lässt ihn in den Nächten keine Ruhe finden. Was ihn qält, ist die Frage, auf die es keine Antwort gibt - nach dem Sinn dessen, was geschehen ist.

H. erzählt atemlos. Manchmal lassen ihn die Bilder und Erinnerungen, die sich aufdrängen, mitten im Satz verstummen. Später zeigt er mir eine Fotografie. Sie stammt aus einem Buch über Josef Mengele. Vier Kinder sind darauf abgebildet. Jedes nennt er bei seinem Namen, erzählt von ihrem Leben und der Qual, die sie erleiden mussten, bevor sie in den Tod getrieben wurden. Und dann erzählt er von dem Tag, an dem er und sein Bruder geholt wurden. Der Tag, vor dem er sich in all dem Grauen am meisten gefürchtet hatte. Obwohl er weiss, dass er auch diese Nacht nicht wird schlafen können, schont er sich nicht. Die Torturen, die er beschreibt, sind unvorstellbar. Als man die Buben schließlich auf den Lastwagen treibt und er seinen blutüberströmten Bruder in Armen hält, glauben sie sich auf dem sicheren Weg in den Tod.

H. und seine Familie haben überlebt, die meisten seiner Verwandten und der 1943 verhafteten 141 Münchner Sinti und Roma wurden ermordet. "Ich wusste, es wird schlimm", beschreibt er seine Erinnerung an die Ankunft in Auschwitz. Im April 1945 wurden er, seine Geschwister und die Mutter in Bergen-Belsen befreit. Die zurückliegenden Wochen hatte der Zehnjährige seiner Familie das Überleben mit dem gerettet, was er in den Händen der Ermordeten fand. Oft lag ein kleiner Zettel darin, mit einem letzten Gruß. Als die Engländer das Lager befreiten, war dies seit langem der erste Tag, an dem es für die Inhaftierten Brot hätte geben sollen. Es war vergiftet.

Zum Abschied nimmt mich H. in den Arm, drückt mich an sich und sagt, dass er für uns da ist, wenn wir ihn brauchen. In diesem Augenblick hätte ich weinen mögen. Ich konnte es nicht.

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allerlipst

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meine grossmutter fand ihn zu gross. meine mutter findet ihn fürchterlich. perfekt schien er einem, der es wissen musste. wie eine paperina meint meine freundin. apart, sagte der eine und dem andern gefiel die kleine kuhle oben drüber. für den allereinen aber wars der wunderbarste.

ich finde ihn allerlipst. und geküsst am schönsten. dass es werden könnte, vielleicht schon bald, macht mich sehr vergnügt.

12

what a different a day makes

ja_ja_ja


manchmal ist das leben einfach fabelhaft.
zwei, drei tage, in denen die würfel wieder ins purzeln geraten und allerbestens gefallen sind. so mag ich sie, die dinge.

apropos. eine klitzekleinigkeit hätte ich da noch. ob sich das mit dem haus der 44 telefone vielleicht (mp3, 807 kb) einrichten liesse? ich wär dann auch fürs erste wunschlos.

9

frau nanunana macht 1 umgehung

zu meinen minderbegabungen zählt neben anderen kleinigkeiten eine entschieden sinnbefreite orientierung. unterm strich dürfte ich gut anderthalb jahre meiner lebenszeit damit verbracht haben, konsequent in die falsche richtung zu laufen. was bei tag ein mittelschweres handicap ist, wächst sich im dunkeln gut & gerne zu einem blindflug ohne ziel und verstand aus.

mein glanzstück ist eine ausgiebige nachtwanderung durch den englischen garten, bei der ich statt an der giselastrasse beim aumeister gelandet bin. wobei das eine zum anderen nicht unbedingt in nächster nähe liegt. freitag nacht war es wieder soweit. um halb eins bin ich am viktualienmarkt losgegangen, ankommen wollte ich an der fraunhofer strasse. an & für sich eine strecke von leichter schwierigkeit.
hätte mich nicht irgendwann eine trambahn richtung stadtauswärts überholt, wäre ich wohl heute noch mit überzeugung in strassen unterwegs, von denen ich bislang nicht einmal gewusst habe, dass es sie gibt. wie auch immer bin ich nach einer knappen halben stunde akkurat wieder da angekommen, wo ich gestartet bin. 30 minuten weg, ohne letztlich auch nur einen zentimeter von der stelle gekommen zu sein, bei 0 promille in der stadt, in der ich seit 25 jahren lebe, sind, was das gärtnerplatzviertel anbelangt, meine derzeitge persönliche bestzeit.

ich bin dann noch zuhause angekommen. fragen sie nur nicht wann.

8

3

die kunst der stunde

donald duck 2

erst
denken
dann
posten.

soll durchaus folgen haben, sagt man.

30

und ich ...

himmlisch

... geh jetzt maitanzen.

29

glücklich

auf den tag genau haben wir vor einem jahr mit der arbeit begonnen. keiner wusste, ob sie gelingen würde. und niemand ahnte, was kommen sollte.

ich bin in dieser zeit vielen menschen begegnet. habe lange mit ihnen gesprochen, zugehört, gefragt. sie alle verbindet die erfahrung eines einschnittes in ihrer biografie, der bis heute nachwirkt. es sind erinnerungen an einen lebensabschnitt, den kaum einer bewältigt hat. erinnerungen, die verschüttet und verdrängt wurden, mitunter verdrängt werden mussten. in den gesprächen wurden diese erinnerungen wieder gegenwärtig. der erlebte schrecken und die angst wurden spürbar, manchmal auch übermächtig. es gab augenblicke, die für mich nur schwer zu ertragen waren angesichts des erfahrenen leids und der nie enden sollenden qual des erlittenen traumas. es war eine arbeit, die mir nahe ging und mich noch lange beschäftigen wird.

die menschen begegneten mir mit grosser offenheit. sie vertrauten mir erinnerungen an, die zum teil nie erzählt worden waren, weil es keinen gab, der sie hören wollte. je mehr diese arbeit ihrem ende zuging, umso grösser wurde meine sorge, ob wir dem vertrauen gerecht werden können.

seit gestern abend ist die arbeit getan. die geschichten sind angekommen an einem ort. und als ich dort war und gesehen habe, wie es geworden ist, ging mir mit einem mal das herz auf. es wurde weit und ich hätte davonfliegen mögen. vor glück.

es war einer dieser momente, in denen ich still werde und unendlich dankbar bin, dieses leben führen zu dürfen und kein anderes. auch wenn ich ich es oft genug verfluche.

28

zueignung



prätentiös ist ein schönes wort. kapriziös auch.
ich werde sie mir zu eigen machen. in angelegenheiten, künftig.
[→ zacken, zuzulegende]


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jetzt


schreibmaschine

können mich alle 1x gern haben. ganz & gar.
sind heute nur wahnsinnige unterwegs?
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neues vom nachbarn

rein

du bist nicht angemeldet.

neu

ui. das dusi. sehen wir...
ui. das dusi. sehen wir uns mal wieder? bye bye twoday....
nanunana - 31. Mai, 21:07
bye bye
bye bye
dus - 31. Mai, 18:09
yLNfnlHVaxwX
Nein, Gott sei Dank meine Eltern haben nie schwarz...
Subhadip (Gast) - 15. Juli, 03:56
Sehr sehr süß. Nicht...
Sehr sehr süß. Nicht mehr und nicht weniger als das....
Sandra (Gast) - 9. Dezember, 13:52
Kannst du nicht von irgendwo...
Kannst du nicht von irgendwo die Nummer erfahren?
Christine (Gast) - 20. September, 13:18

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zuletzt aktualisiert: 17. Juni, 20:36

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