heute morgen um 4 uhr 11
Heute morgen um 4 uhr 11, als ich von den Wiesen zurückkam, wo ich den Tau aufgelesen habeendlich mal wieder ein buch, das ich wegen eines einzigen satzes gekauft habe.
nanunana | 10. Juni, 18:47 | topic: poesiealbum
Heute morgen um 4 uhr 11, als ich von den Wiesen zurückkam, wo ich den Tau aufgelesen habeendlich mal wieder ein buch, das ich wegen eines einzigen satzes gekauft habe.
Auf Hemd reimt sich fremd!Gut - und wie heißt die Mehrzahl von fremd?
Die Fremden.Jawohl, die Fremden. - Und aus was bestehen die Fremden?
Aus "frem" und "den".Gut - und was ist ein Fremder?
Fleisch, Gemüse, Obst, Mehlspeisen und so weiter.Nein, nein, nicht was er ißt, will ich wissen, sondern wie er ist.
Ja, ein Fremder ist nicht immer ein Fremder.Wieso?
Fremd ist der Fremde nur in der Fremde.Das ist nicht unrichtig. - Und warum fühlt sich ein Fremder nur in der Fremde fremd?
Weil jeder Fremde, der sich fremd fühlt, ein Fremder ist und zwar so lange, bis er sich nicht mehr fremd fühlt, dann ist er kein Fremder mehr.Sehr richtig! - Wenn aber ein Fremder schon lange in der Fremde ist, bleibt er dann immer ein Fremder?
Nein. Das ist nur so lange ein Fremder, bis er alles kennt und gesehen hat, denn dann ist ihm nichts mehr fremd.Es kann aber auch einem Einheimischen etwas fremd sein!
Gewiß, manchem Münchner zum Beispiel ist das Hofbräuhaus nicht fremd, während ihm in der gleichen Stadt das Deutsche Museum, die Glyptothek, die Pinakothek und so weiter fremd sind.Damit wollen Sie also sagen, daß der Einheimische in mancher Hinsicht in seiner eigenen Vaterstadt zugleich noch ein Fremder sein kann. - Was sind aber Fremde unter Fremden?
Fremde unter Fremden sind wenn Fremde über eine Brücke fahren und unter der Brücke fährt ein Eisenbahnzug mit Fremden durch, so sind die durchfahrenden Fremden Fremde unter Fremden, was Sie, Herr Lehrer, vielleicht so schnell gar nicht begreifen werden.Oho! - Und was sind Einheimische?
Dem Einheimischen sind eigentlich die fremdesten Fremden nicht fremd. Der Einheimische kennt zwar den Fremden nicht, kennt aber am ersten Blick, daß es sich um einen Fremden handelt.Wenn aber ein Fremder von einem Fremden eine Auskunft will?
Sehr einfach. Frägt ein Fremder in einer fremden Stadt einen Fremden um irgend etwas, was ihm fremd ist, so sagt der Fremde zu dem Fremden, das ist mir leider fremd, ich bin hier nämlich selbst fremd.Das Gegenteil von fremd wäre also - unfremd?
Wenn ein Fremder einen Bekannten hat, so kann ihm dieser Bekannte zuerst fremd gewesen sein, aber durch das gegenseitige Bekanntwerden sind sich die beiden nicht mehr fremd. Wenn aber die zwei mitsammen in eine fremde Stadt reisen, so sind diese beiden Bekannten jetzt in der fremden Stadt wieder Fremde geworden. Die beiden sind also - das ist zwar paradox - fremde Bekannte zueinander geworden.
um die treibhäuserh.c. artmann: zimt & zauber. das poetische werk. band ix. - münchen 1994.
aller gärtner im frühjahr:
plast und metallmüll.
hier welkt der flieder
schon wieder aus seinen knospen braun;
kein wort von lila.
montag, wenn jasmin
aus abgenagten stiften
modrig hervorwächst.
dienstag, ein bißchen
blauverwaschene stimmung
über dem schreibtisch.
mittwoch, weniger
idealismus im leib
ideen im kopf.
donnerstag, fliegen
auf meinen manuskripten
und eine motte.
freitag, eine frau
mit der verhatschten syntax
doofer gedichte.
sonnabend, blätter
neben der tippmaschine,
die eben verreckt.
domingo, dimanche
domenica, sunnatac;
morgen ist montag.
In der rituellen Anomalie des Grillens entfaltet der moderne Mann größte Aktivität. Um ihn herum steht seine Sippe und schaut auf seine starken, behaarten Hände, wie sie, blind für die Gefahren der Wildnis, unerschrocken mit dem Feuer spielen. Nebenbuhler treten auf, die es mit der besten Feuertechnik, der größten Puste, den größten Würstchen auszustechen gilt. Der Krieger scheut keine Gefahren, im Zeitalter der Atombombe und des anonymen Tötens bricht sich seine pyromanische Ader Bahn.warum grillen eigentlich immer die männer? der versuch einer antwort.
Das patriarchalische Moment des Systems Grillen besteht also nicht allein in der Tatsache, dass es gewöhnlich die Männer sind, die als Hauptaktor agieren, sondern vor allem in der asymmetrischen Verteilung von Risiken des Versagens und damit verbundener Werturteile durch die Beteiligten.
My Fish Needs a Good Home. Won't You Take Him In?
Ein Mann hatte sich bei einem Spaziergang verlaufen. Man hat ihn niemals wiedergesehen.ror wolf: mehrere männer. vierundachtzig ziemlich kurze geschichten, zwölf collagen und eine längere reise. - frankfurt 1992.
Drei Tage lang ist ein Mann im Einkaufszentrum von Utrecht auf der Suche nach dem Ausgang umhergeirrt. Er hatte im vorösterlichen Gedränge die Orientierung verloren. Nach seiner Rettung erklärte der Mann, er habe es nicht gewagt, nach dem Ausgang zu fragen.ror wolf: mehrere männer. vierundachtzig ziemlich kurze geschichten, zwölf collagen und eine längere reise.- frankfurt 1992.
Eines Tages fiel ein Mann vom Stuhl. Er saß, wie berichtet wurde, auf die gewöhnlichste Weise auf einem Stuhl und fiel plötzlich herunter. Als er am Boden lag, sah er plötzlich auch einen anderen Mann, den er zuvor gar nicht beachtet hatte, vom Stuhl fallen und kurz darauf einen bisher noch nicht in Erscheinung getretenen dritten Mann. Als alle am Boden lagen, bagann die Sache erst richtig: plötzlich fiel auch ein vierter Mann vom Stuhl. Aber das war noch nichts im Vergleich zu dem, was später passierte.